NEWS | January 23, 2024

Technologiemetalle im Auge: Flüssige Mikroelektroden aus Indium und Gallium könnten Sehkraft wiederherstellen

Nahaufnahme des weiblichen Auges beim Scannen

Die heutige Augenmedizin ist ein Wunder: Laseroperationen, künstliche Linsen, ja sogar bionische Augen sind möglich. Forschende der Yonsei-Universität im südkoreanischen Seoul haben jetzt eine künstliche Netzhaut entwickelt, die sich optimal ans Auge anpasst. Dies ist möglich durch die besonderen Eigenschaften einer Legierung aus Indium und Gallium.

Eutektische Legierung aus Indium und Gallium beschädigt das Auge nicht

Gallium besitzt einen Schmelzpunkt von 29,76 Grad Celsius, Indium einen von 156,6 Grad Celsius. Eine Legierung aus den beiden Metallen schmilzt aber schon bei 15,7 Grad Celsius. Diese als eutektisch bezeichnete Eigenschaft machten sich die Forschenden zunutze, indem sie eine künstliche Netzhaut mit flüssigen, platinbeschichteten Mikroelektroden angefertigt haben. In ihrer Funktion gleichen die Linsen elektronischen Netzhaut-Prothesen, auch bionische Augen genannt. Diese sind allerdings unflexibel und können daher das weiche Gewebe um die Netzhaut herum beschädigen, was bei der Neuentwicklung durch die Weichheit des Indium-Galliums nicht passieren kann.

Ziel ist ein 576 Millionen Pixel großes Bild

Bisher haben die Forschenden die Linsen allerdings nur bei Mäusen getestet. Das von der künstlichen Netzhaut generierte Bild ist daher nur 36 Pixel groß. Für ein Menschenauge müsste es auf 576 Millionen Pixel hochskaliert werden. Es bleibt also noch viel zu forschen und zu tun.

Gallium-Legierungen für Kommunikationssektor und Energiewende

Legierungen mit Gallium sind nicht nur für die Medizintechnologie interessant. Die Verbindung Galliumarsenid ist sowohl für die Energiewende als auch den Kommunikationssektor unverzichtbar, sodass sogar Galileo und die FAZ darüber berichtet haben. Durch die chinesischen Exportkontrollen ist der Rohstoff deutlich knapper geworden, die Noble BC hat aber noch Vorräte.