Seit November 2023 liefert China keine Technologie mehr für den Abbau oder die Weiterverarbeitung Seltener Erden wie Neodymoxid und Dysprosiumoxid an westliche Staaten. Das erschwert den Aufbau eigener Raffinerien erheblich. Hinzu kommt, dass es sich für den Westen nicht rentiert, eigene Aufbereitungsanlagen zu bauen. Grund dafür sind die teilweise politisch festgesetzten Preise der Endprodukte. Durch diese können Bergbauunternehmen außerhalb der chinesischen Hemisphäre kaum wirtschaftlich arbeiten, was dafür sorgt, dass unsere Abhängigkeit von China erhalten bleibt.
Politische Preise erhalten die Abhängigkeit
Vorherrschaft auf jeder Stufe der Produktion
Chinas Politik zielt auf die Kontrolle der gesamten Lieferkette. Ziel ist die Vorherrschaft auf jeder Stufe der Produktion. So gibt es in Peking auch Überlegungen, den Export seltenerdhaltiger Magnete zu verbieten. Die westlichen Industrienationen können noch so viele Vorkommen Seltener Erden finden und ausgraben: Wenn sowohl die Weiterverarbeitung des Erzes zu Oxid und Metall als auch die Entwicklung von Magneten und Elektroautos hauptsächlich in China stattfindet, bleibt die Abhängigkeit erhalten.
Marktherrschaft durch Überproduktion?
Das Reich der Mitte produziert zudem weit mehr Seltene Erden wie Terbiumoxid und Gadoliniumoxid, als es selbst braucht. Dies tut es trotz der im Zuge der Immobilienkrise sinkenden Inlandsnachfrage. Diese Überproduktion kann nur einem Zweck dienen: Marktherrschaft durch nach unten gedrückte Preise. Raffinerien und die Herstellung sind bei solch niedrigen Preisen nicht rentabel, das gilt übrigens auch für China. Dort wird es allerdings einfach in Kauf genommen, dass die eigenen Produzenten kaum wirtschaftlich arbeiten können. Die Belohnung für China wird folgen, wenn es als Monopolist sehr hohe Preise durchsetzen kann.
Akquisition ausländischer Minenunternehmen
Zudem investiert China auch außerhalb der Landesgrenzen in die Produktion Seltener Erden, etwa Scandiumoxid. Ein Beispiel sind die Beteiligungen an Seltenerd-Projekten im Kongo im Rahmen der „Belt and Road Initiative“. Die chinesische Firma Shenghe Resources hat zudem in das Kvanefjeld-Projekt in Grönland investiert, eines der größten Seltenerd-Projekte weltweit. Auch in der Vergangenheit hat China in die Produktion Seltener Erden im Ausland investiert. So hat Shenghe Resources im Jahr 2015 die amerikanische Bergbaufirma Molycorp gekauft, nachdem diese Insolvenz anmelden musste.
Der Bergbausektor benötigt dringend staatliche Investitionen
Um unabhängiger zu werden, braucht es staatliche Unterstützung. Phasen der Unwirtschaftlichkeit müssen vom Steuerzahler getragen werden. Aber noch fehlt es an Investitionen in den Minensektor. Zwar stellt die Regierung eine Milliarde Euro für Rohstoffprojekte zur Verfügung und auch in anderen EU-Ländern wie Frankreich und Italien haben die Regierenden Fonds zur Rohstoffversorgung aufgelegt (wir berichteten). Allerdings reicht das zusammengenommen noch nicht einmal für die Inbetriebnahme einer einzelnen Kupfermine. Europa bräuchte etwa 300 Milliarden Euro an Investitionen im Minensektor, um die Energiewende mit eigener Kraft zu stemmen. Chinas Monopol sollte also noch einige Jahre, vielleicht sogar eine Dekade, anhalten.