NEWS | January 26, 2024

China setzt alles daran, sein Seltenerdmonopol zu verteidigen

Orange Industrial Robot Arms Assemble Skateboard-Stil EV Battery Pack auf Automated Production Line. Elektrische Autofabrik mit Roboterwaffen. Installation des Akkumoduls - Draufsicht

Deutschland und die anderen EU-Länder sind von kritischen Rohstoffen aus China so abhängig wie eh und je. Das betonte auch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei einer Ansprache vor dem Europäischen Parlament Im März und gab dabei an, dass die EU-Länder im zurückliegenden Jahr 98 % ihrer Versorgung mit Seltenen Erden aus China bezogen hätten. Für eine unabhängigere Versorgung brauchen wir einen eigenen Rohstoffabbau und, wichtiger noch, Raffinieren für die Weiterverarbeitung des Erzes. Und die gibt es bisher fast nur in China. Um das zu ändern, laufen gerade mehrere Projekte. Allerdings wird uns China nicht so einfach aus der Abhängigkeit entlassen.

Politische Preise erhalten die Abhängigkeit

Seit November 2023 liefert China keine Technologie mehr für den Abbau oder die Weiterverarbeitung Seltener Erden wie Neodymoxid und Dysprosiumoxid an westliche Staaten. Das erschwert den Aufbau eigener Raffinerien erheblich. Hinzu kommt, dass es sich für den Westen nicht rentiert, eigene Aufbereitungsanlagen zu bauen. Grund dafür sind die teilweise politisch festgesetzten Preise der Endprodukte. Durch diese können Bergbauunternehmen außerhalb der chinesischen Hemisphäre kaum wirtschaftlich arbeiten, was dafür sorgt, dass unsere Abhängigkeit von China erhalten bleibt.

Vorherrschaft auf jeder Stufe der Produktion

Chinas Politik zielt auf die Kontrolle der gesamten Lieferkette. Ziel ist die Vorherrschaft auf jeder Stufe der Produktion. So gibt es in Peking auch Überlegungen, den Export seltenerdhaltiger Magnete zu verbieten. Die westlichen Industrienationen können noch so viele Vorkommen Seltener Erden finden und ausgraben: Wenn sowohl die Weiterverarbeitung des Erzes zu Oxid und Metall als auch die Entwicklung von Magneten und Elektroautos hauptsächlich in China stattfindet, bleibt die Abhängigkeit erhalten.

Marktherrschaft durch Überproduktion?

Das Reich der Mitte produziert zudem weit mehr Seltene Erden wie Terbiumoxid und Gadoliniumoxid, als es selbst braucht. Dies tut es trotz der im Zuge der Immobilienkrise sinkenden Inlandsnachfrage. Diese Überproduktion kann nur einem Zweck dienen: Marktherrschaft durch nach unten gedrückte Preise. Raffinerien und die Herstellung sind bei solch niedrigen Preisen nicht rentabel, das gilt übrigens auch für China. Dort wird es allerdings einfach in Kauf genommen, dass die eigenen Produzenten kaum wirtschaftlich arbeiten können. Die Belohnung für China wird folgen, wenn es als Monopolist sehr hohe Preise durchsetzen kann.

Akquisition ausländischer Minenunternehmen

Zudem investiert China auch außerhalb der Landesgrenzen in die Produktion Seltener Erden, etwa Scandiumoxid. Ein Beispiel sind die Beteiligungen an Seltenerd-Projekten im Kongo im Rahmen der „Belt and Road Initiative“. Die chinesische Firma Shenghe Resources hat zudem in das Kvanefjeld-Projekt in Grönland investiert, eines der größten Seltenerd-Projekte weltweit. Auch in der Vergangenheit hat China in die Produktion Seltener Erden im Ausland investiert. So hat Shenghe Resources im Jahr 2015 die amerikanische Bergbaufirma Molycorp gekauft, nachdem diese Insolvenz anmelden musste.

Der Bergbausektor benötigt dringend staatliche Investitionen

Um unabhängiger zu werden, braucht es staatliche Unterstützung. Phasen der Unwirtschaftlichkeit müssen vom Steuerzahler getragen werden. Aber noch fehlt es an Investitionen in den Minensektor. Zwar stellt die Regierung eine Milliarde Euro für Rohstoffprojekte zur Verfügung und auch in anderen EU-Ländern wie Frankreich und Italien haben die Regierenden Fonds zur Rohstoffversorgung aufgelegt (wir berichteten). Allerdings reicht das zusammengenommen noch nicht einmal für die Inbetriebnahme einer einzelnen Kupfermine. Europa bräuchte etwa 300 Milliarden Euro an Investitionen im Minensektor, um die Energiewende mit eigener Kraft zu stemmen. Chinas Monopol sollte also noch einige Jahre, vielleicht sogar eine Dekade, anhalten.

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