NEWS | August 19, 2024

Die Welt schaut auf Abhängigkeiten, wir handeln! Andreas Kroll stellt sich den Fragen der Berliner Zeitung

Andreas Kroll 2024

Der Handelskrieg zwischen den USA und China funktioniert strikt nach der englischen Redewendung „Tit for Tat“. Übersetzt bedeutet das „Zug um Zug“, oder auch: „Wie du mir, so ich dir“. In einem Artikel der Berliner Zeitung spricht der Rohstoffexperte und Finanzanalyst Andreas Kroll über das US-chinesische „Sanktionspingpong“, und über die Notwendigkeit eines neuen deutschen Mindsets.

Kritische Metalle sind in allen Schlüsseltechnologien

Technologiemetalle wie Gallium und Seltene Erden wie Dysprosiumoxid werden heute in allen zukunftsträchtigen Schlüsseltechnologien verwendet: Energiepolitik und grüner Strom, Kernfusion, Superchips, KI, Quantencomputer und Medizintechnik. Aus diesem Grund wird die Presse immer mehr auf unser Rohstofflager Freeport Berlin-Brandenburg aufmerksam. Beim Pressetermin erklärt Rohstoffexperte Andreas Kroll, wie sich seit der russischen Invasion in der Ukraine auch die Nachfrage aus der Rüstungsindustrie stark erhöht hat. Der Grund: Ohne diese Metalle, lässt sich heute kein Krieg mehr gewinnen und kein Land mehr verteidigen.

Wer Seltene Erden hat, kann sich wehren

Wer das weiß, versteht auch, dass Dual-Use-Rohstoffe wie die von China regulierten Metalle Gallium und Germanium zunehmend hart umkämpft werden. Wer sie hat, ist wehrhaft, wer nicht, schutzlos. Indium, Gallium und Germanium, aber auch Seltene Erden wir Neodymoxid, sind sowohl für die Computertechnik hinter Präzisionswaffen als auch für die von radarbasierten Raketenschutzschilden unverzichtbar. Das wissen sowohl die USA als auch China. Der Sanktionskrieg zwischen den beiden Großmächten gewinnt daher zunehmend an Schärfe.

China könnte die amerikanische Rüstungsindustrie „aushungern“

Mit ihrer Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen aus China sind die USA ein hohes Sicherheitsrisiko eingegangen. Denn theoretisch könnte China die amerikanische Rüstungsindustrie „aushungern“. Das zeigt China den USA, wenn diese beispielsweise versuchen, den chinesischen Zugang zu hochwertigen Chips zu blockieren. Denn auch wenn die USA China von hochwertigen Mikrochips fernhalten können, kommen die Rohstoffe für diese immer noch aus dem Reich der Mitte. Und China hat jedes Mal, wenn die USA Zölle erhoben oder andere Sanktionen eingeführt haben, mit Exportkontrollen für kritische Metalle geantwortet, zuletzt für Seltene Erden wie Neodymoxid. Diese gelten ab erstem Oktober 2024.

Neues Mindset durch Abhängigkeiten

Die zunehmende Sichtbarkeit von Abhängigkeiten hat das westliche und damit auch das deutsche Mindset verändert. Die Amerikaner finanzieren staatliche Lager für Gallium und Germanium, alles bezahlt vom Verteidigungsministerium. In Afrika wetteifern Australien, China, die USA und Kanada um Seltene Erden wie Terbium. Doch Europa hielt bisher die Füße still. Immerhin haben Frankreich und Italien milliardenschwere Fonds für Rohstoffprojekte aufgelegt. Auch das Wirtschaftsministerium unter Habeck hat einen Rohstofffonds von einer Milliarde Dollar in die Wege geleitet, der von der KfW-Bank verwaltete werden soll (wir berichteten). Das sind gute und wichtige Ansätze für Minen- und Recyclingprojekte in der Zukunft. Doch wir brauchen diese Metalle jetzt.

Deutschlands eiserne Reserve

Vor allem die verstärkte Rüstungsproduktion bringt Stress in den Markt. Die Preise für Seltene Erden etwa werden ziemlich sicher ab Oktober explodieren. Trotz der erhöhten Nachfrage durch den Verteidigungssektor gehen wir davon aus, dass sich Kriege um Rohstoffe nicht rechnen und friedlicher Welthandel die bessere Alternative ist. Lassen Sie uns hoffen, dass sich die Weltlage bald entspannt, damit die richtigen Entscheidungen getroffen werden können. Bis dahin ist unser gut gehütetes Rohstofflager Deutschlands eiserne Reserve.

(Eine Version des Artikels aus der Berliner Zeitung findet sich auch auf MSN:)

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