NEWS | 16. Mai 2024

USA erhöhen die Zölle – Kontert China mit einem Lieferstopp für Seltene Erden?

Anfang dieser Woche erreichte uns die Nachricht, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China (den manch einer mittlerweile schon als Handelskrieg bezeichnet) einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Denn US-Präsident Joe Biden hat die Zollgebühr für chinesische Elektroautos von 25 % auf 100 % vervierfacht. Wie beim Schach ist jetzt China mit dem nächsten Zug dran. Womit müssen wir rechnen? Lieferstopps bei Rohstoffen? Oder erweiterte Exportkontrollen, wie das Land sie schon im vergangenen Jahr für die Metalle Gallium und Germanium verhängt hat? Beides wäre weder überraschend noch erfreulich.

Elon Musk warnte vor der Übermacht chinesischer Hersteller

Die 100 %-Zölle auf E-Autos sind nur eine von mehreren protektionistischen Maßnahmen der US-Regierung gegenüber China, über die folgende Liste eine kurze, ausschnitthafte Übersicht bietet:

Amerikanische Einfuhrzölle gegen China

Produkt: Solartechnologie
Erhöhung in %: von 25 auf 50 %
Wann: dieses Jahr
Hintergrund: China kontrolliert in jedem Produktionsschritt mehr als 70 % der Kapazität und gefährdet so die globale Versorgungssicherheit

Produkt: Halbleiter
Erhöhung in %: von 20 auf 25 %
Wann: ab dem Jahr 2025
Hintergrund: Auch wenn die USA aus China nur ältere Halbleiter importieren, sieht die Regierung sie als sicherheitsrelevant. Biden subventioniert neue US-Chipfabriken daher mit 39 Milliarden Dollar.

Produkt: Stahl und Aluminium
Erhöhung in %: von 7,6 auf 25 %
Wann: vermutlich dieses Jahr
Hintergrund: die amerikanische Stahlindustrie setzt auf CO2-ärmere Produktionsprozesse durch klimafreundlichere Technologien

Produkt: Batterien und Batterieteile
Erhöhung in %: Von 7,6 auf 25 %
Wann: dieses Jahr
Hintergrund: Chinas Batterie(über-)produktion könnte jetzt schon die ganze Welt versorgen

Produkt: Magnete
Erhöhung in %: 25 %
Wann: dieses Jahr
Hintergrund: Das Pentagon investiert massiv in die Magnet-Lieferkette (wir berichteten)

Diese Maßnahmen sind sehr gezielt. Dem Weißen Haus zufolge betreffen sie Einfuhren aus China im Volumen von 18 Milliarden Dollar. Das sind rund vier Prozent der gesamten US-Importe aus China. Joe Biden folgt mit dieser Maßnahme auch Forderungen aus Teilen der US-Industrie. So hatte etwa der Tesla-Chef Elon Musk schon Anfang des Jahres vor der Übermacht chinesischer Hersteller gewarnt: „Wenn es keine Handelsschranken gibt, werden sie (die chinesischen Hersteller, Anm. der Red.) die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören.“

Chinas Billig-Export verlegt sich wahrscheinlich nach Europa

Viele westliche Staaten werfen China unlauteren Wettbewerb vor, da das Land seine Industrie staatlich fördert. China kontert, dass das nicht stimmt und kündigte „angemessene Reaktionen“ auf die amerikanischen „Repressalien“ an. Experten fürchten jetzt, dass Chinas Billigexport sich nach Europa verlegt, da in den USA die lukrativen Absatzmärkte schwinden. Aus diesem Grund diskutiert auch die EU, Zölle auf chinesische E-Autos zu erheben. Originalton des Vorsitzenden des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange (SPD): „Es geht nicht um die Frage des Ob“. Vielmehr sei nur noch zu klären, wie hoch die Zölle ausfallen sollen. Bis zu 50 % müssten diese Analysten zufolge betragen, wenn die Hersteller sie spüren sollen. Doch damit würde man sicher einen Handelskrieg mit China nach amerikanischem Vorbild provozieren.

Hohe Zölle könnten schädlich sein

Dabei sind die E-Autos gar nicht das Problem, wie man am Beispiel BYD sieht. So wurden laut Kraftfahrtbundesamt im vergangenen Jahr 4139 BYD-Elektroautos neu in Deutschland zugelassen. Das entspricht bei insgesamt 2,8 Millionen neuen Fahrzeugen gerade mal einem Marktanteil von 0,1 %. Bei 524.200 Elektroautos, die in Deutschland 2023 neu zugelassen wurden, ist das ein Anteil von nur 0,8 %. Derartig hohe Zölle wären also vielleicht gar nicht erforderlich oder sogar schädlich.

Auf Lieferengpässe bei Magneten und Seltenen Erden ist Europa nicht vorbereitet

Dennoch könnte und sollte die deutsche Industrie die Situation als Aufruf dazu verstehen, unabhängiger zu werden. Denn Europa ist viel weniger auf Lieferengpässe vorbereitet als die USA.
So gibt es bisher nur eine einzige europäische Raffinerie, in der Seltene Erden zu Oxiden und Metallen weiterverarbeitet werden können, und zwar im estnischen Sillamäe. Es kann also niemand vorhersagen, ob nicht schon bald mit einem Mangel an diesen kritischen Rohstoffen zu rechnen ist.

Joe Biden spricht von Wendepunkt für E-Mobilität

Eine Lösung für die Zukunft besteht darin, die Lieferketten zu diversifizieren. Die Vakuumschmelze (VAC) zum Beispiel, Deutschlands größter Magnethersteller, bezieht seine Seltenen Erden über eine Partnerschaft mit MP Materials, dem Betreiber der Mountain-Pass-Mine im Norden der USA. Erst gestern war der CEO der VAC, Dr. Erik Eschen, zu Gast im Weißen Haus, wo Joe Biden von einem Wendepunkt für viele wichtige Industrien wie E-Mobilität und nachhaltiger Energiegewinnung sprach. In diesem Zusammenhang stellte der US-Präsident Maßnahmen vor, die für Investitionen und Jobs in diesen Bereichen sorgen sollten – angesichts der neuen Zölle sicher kein Zufall. Neben den USA bieten auch Australien, Südafrika, Vietnam und Kanada mögliche alternative Rohstoffquellen für europäische Firmen. Wird unsere Industrie mit Hilfe der Politik diese nutzen?

Kaufen Sie jetzt Seltene Erden!

Für die Zwischenzeit gibt es eine eindeutige Kaufempfehlung: Terbiumoxid, Dysprosiumoxid und Neodymoxid. Denn ohne diese Seltenen Erden kann unsere Industrie keine hochleistenden Permanentmagnete bauen. Das macht diese Rohstoffe für unsere Zukunft unverzichtbar.

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