NEWS | 31. Juli 2023

Über 2 Millionen Tonnen Seltene Erden jährlich: Rising Star Vietnam oder Zeitungsente aus China?

Lastfahrzeuge im offenen Minengelände

Vietnam könnte Europas neue große Rohstoff-Hoffnung für nicht aus China stammende Seltene Erden werden. Bestimmten Artikeln zufolge plant das Land, seine Produktion Seltener Erden bis zum Jahr 2030 auf 2,02 Millionen Tonnen jährlich zu steigern. Ein unfassbares Vorhaben, dessen Verwirklichung angesichts der langwierigen Prozesse von Mineneröffnungen nur schwer vorstellbar ist. Vielleicht geht es den Urhebern dieser Nachricht aber auch nicht um die Überwindung grundlegender Gesetze der Physik, sondern darum, die Preise der stark nachgefragten Seltenen Erden zu manipulieren.

565-mal so viele Tonnen Seltene Erden

Vietnam hat laut US Geological Survey seine Förderung Seltener Erden bereits von 400 Tonnen im Jahr 2021 auf 4.300 Tonnen im Jahr 2022 erhöht. Das ist eine fast zehnfache Steigerung und zeigt zugleich auch, was real möglich ist. Eine Jahresproduktion von 2,02 Millionen Tonnen würde bedeuten, dass Vietnam jährlich ein Zehntel seines Seltenerdvorkommens abbaut, das damit nach deutlich weniger als 10 Jahren komplett aufgebraucht wäre. Dieses ist mit 22 Millionen Tonnen das zweitgrößte weltweit. Um das zu bewerkstelligen will die vietnamesische Regierung vier Minen zusätzlich zu den neun bereits bestehenden eröffnen. Bis zum Jahr 2030 wären es sieben Jahre, um diese Minen nicht nur zu eröffnen, sondern auch deren Produktion auf das rund 465-fache der Produktion von 2022 zu erhöhen. Wie das gelingen soll, ist schwer vorstellbar.

Gehört die Vietnam Rare Earth Company zu China?

Woher genau die 2-Millionen-Zahl kam, bevor sie ihren Weg ins Internet fand, lässt sich schwer bestimmen. Im MiMa-Report des Center for Minerals and Materials von 2021 findet sich allerdings eine andere interessante Information: Die Vietnam Rare Earth Company (VRE) gehört zu 90 % China (die anderen 10 % hält Japan). Gibt es da möglicherweise einen Zusammenhang? Was hätte China davon das Gerücht in die Welt zu setzen, dass eine Unmenge Seltener Erden den Markt überfluten könnte?

Westliche Minenprojekte wären nicht mehr profitabel

Während Chinas Monopol bei kritischen Rohstoffen sich zuspitzt, versuchen andere Länder, unabhängiger zu werden und treiben ihre Exploration voran. Wenn weltweit die Preise einbrächen, würde das den Westen daran hindern, profitabel Seltene Erden und Technologiemetalle zu produzieren. Dann könnten unsere Firmen weiterhin fast nur in China kaufen. So hätte das Reich der Mitte einen garantierten Absatzmarkt und könnte weiterhin Rohstoffknappheit als Druckmittel einsetzen, um politische Ziele zu erreichen.

Preissicherheit durch das Lieferkettengesetz

Ob es so ist, weiß natürlich niemand. Fest steht allerdings, dass Europa beschlossen hat, Firmen stärker in die Verantwortung für die Differenzierung ihrer Lieferketten zu nehmen. Sich auf Chinas günstige Lieferungen zu verlassen und das Risiko auf die Regierung auszulagern wird nicht funktionieren. Dadurch wird es einen Markt für außerhalb Chinas und „grün“ produzierte Seltene Erden geben, auch wenn das höhere Preise bedeutet. Investoren von Seltenen Erden sollten sich also nicht abschrecken lassen, im Gegenteil: Gerade jetzt ist der günstigste Moment für den Einstieg in diese Assetklasse.

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