Bisher haben vor allem China, Russland und Kasachstan Scandiumoxid produziert. Vor dem Ausbruch des Krieges im vergangenen Jahr war auch noch die Ukraine beteiligt, insgesamt belieferten diese Länder die Welt mit 15 bis 25 Tonnen jährlich. Da diese Menge recht gering ist und Herkunftsländer wie China und Russland mit Exportbeschränkungen drohen könnten, ist Scandiumoxid bis jetzt nur ein Nischenmarkt gewesen. Das könnte sich aber bald ändern, da immer mehr Länder das technologische Potential dieses kritischen Rohstoffes erkennen.
Scandiumoxid bisher vor allem aus Russland und China
Material für Flugzeugbau, leichte Raumschiffe und Atomuhren
Aluminium-Scandium-Legierungen sind wegen ihrer Leichtigkeit sowohl im Flugzeugbau als auch für Weltraumraketen ideal. Entscheidend ist vor allem, dass man dieses Material schweißen kann, statt es wie reines Aluminium nur zu vernieten. Raketen verbrauchen durch das eingesparte Gewicht viel weniger Treibstoff, sodass geringere Kosten entstehen. Außerdem ist vor kurzem eine neue Atom-Uhr entwickelt worden, die mit Scandium läuft. Diese geht so genau, dass sie erst nach 300 Milliarden Jahren eine Sekunde nachgehen würde. Damit schlägt die Scandium-Uhr das Vormodell bei weitem, das bei einer Sekunde in 15 Milliarden Jahren liegt.
Neue Bergbauprojekte fördern gezielt Scandiumoxid
Die neuen Bergbauprojekte vieler Länder könnten dazu führen, dass die Nischenexistenz von Scandiumoxid schon bald der Vergangenheit angehört. Unternehmungen wie das des Bergbaugiganten Rio Tinto, der seit 2022 im kanadischen Quebec Scandiumoxid aus Titan-Abfällen gewinnt, zielen auf eine forcierte Förderung der Seltenen Erde ab. Ein weiteres Beispiel ist der japanische Bergbaukonzern Sumitomo Metal Mining. Dieser gehört zum ältesten und größten Unternehmenskonglomerat Japans und hat auf den Philippinen die zusätzliche Herstellung von Scandiumoxid in seiner Nickelraffinerie in Auftrag gegeben. Auch in Wales und den USA gibt es neue Scandium-Projekte. Doch auch wenn diese Bemühungen sehr wahrscheinlich dazu führen werden, dass der westlichen Industrie mehr Scandium zur Verfügung steht, wird die Nachfrage mit ziemlicher Sicherheit noch schneller wachsen.
Riesiges ungenutztes Potential in Autoindustrie und Wasserstoffproduktion
Der größte Scandium-Markt ist derzeit in China, wo sehr viele Autos aus Scandium-Aluminium gebaut werden. Über kurz oder lang wird dieser Trend auch die Autoindustrie in Deutschland erreichen, was zu einer explodierenden Nachfrage führen könnte. Auf jeden Fall liegt hier ein gewaltiges Potential. Eine sogar noch größere Nachfrage ist laut einer DERA-Studie im Bereich der Produktion grünen Wasserstoffs zu erwarten. In einem nachhaltigen Zukunftsszenario wäre der Untersuchung zufolge bis zum Jahr 2040 ein Bedarfsanstieg an Scandiumoxid auf 24 Tonnen, also um das 2,7-fache der Produktion von 2018 (7 Tonnen), zu erwarten.
Man darf also annehmen, dass die bisher noch geringe Scandium-Nachfrage schon bald zunehmen wird. Mit dem wachsenden Markt würden dann auch die Preise steigen.