NEWS | 30. August 2023
Vermittler und Rohstoffinvestoren aufgepasst: Der Bundestag hat unsere Metalle entdeckt. In der 35. und 36. Ausgabe der Zeitschrift „Das Parlament“ geht es um kritische Rohstoffe wie Technologiemetalle und Seltene Erden. Die Aufklärungsarbeit kommt keinen Augenblick zu früh, denn für zentrale Industrien wie den Verkehrssektor und die Energieproduktion schlägt es bei ihrer Versorgung mit produktionskritischen Metallen bereits jetzt kurz vor zwölf.
Seit der Coronakrise und dem Krieg auf dem Gebiet der Ukraine berichten immer häufiger verschiedenste Medien über die Verwundbarkeit unserer Lieferketten. „Versorgungssicherheit“ ist kein Nischenthema mehr. In diesen Krisen konnte man live miterleben, wie es sich anfühlt, wenn für das gewohnte Leben wichtige Rohstoffe plötzlich fehlen. In Artikeln wie dem vorliegenden setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass mineralische Rohstoffe das Fundament der Hightech-Gesellschaft sind. Das gilt insbesondere für Technologiemetalle und Seltene Erden, die nicht umsonst oft das „Öl der Zukunft“ genannt werden.
Gleich mehrere zentrale Industrien konkurrieren um die knappen kritischen Metalle, allen voran die Produzenten grüner Energie und der Verteidigungssektor. So befinden sich in einem Windrad an Land zwischen 300 und 500 Kilogramm Seltene Erden. Aber auch technisch hochentwickelte Rüstungsgüter wie der von der Bundeswehr verwendete amerikanische F35-Flugzeug benötigen große Rohstoffmengen. In dem Kampfflugzeug sind 400 Kilogramm seltene Erden verbaut. Beide Industrien erleben (leider) einen Boom.
Die deutsche E-Autoindustrie gerät bereits ins Hintertreffen. So konnte Chinas E-Automarke BYD in China VW abhängen. Im Jahr 2022 hatte das Unternehmen einen um 69 % erhöhten Absatz und ist seit einem Jahr auch in Deutschland tätig. Dort will es bis zum Jahr 2026 seinen Marktanteil auf 10 % erhöhen. Dass BYD auf der Überholspur an VW und Toyota vorbeizieht, könnte auch daran liegen, dass 7 von 9 der verwendeten kritischen Rohstoffe aus China stammen.
Laut dem Artikel muss sich vor allem Deutschland von seiner „Not in my backyard!“-Mentalität verabschieden, also der Einstellung, umweltbelastenden Rohstoffabbau nur so lange zu befürworten, wie er nicht „im eigenen Vorgarten“ bzw. Land stattfindet. Diese Haltung ließ sich aufrechterhalten, so lange Firmen sich kritische Metalle billig aus China liefern lassen konnten. Da Handelsbeziehungen aber zunehmend nicht mehr der gegenseitigen Wohlstandsvermehrung dienen, sondern zu politischen Druckmitteln werden, ist mit der einseitigen Abhängigkeit ein steigendes Risiko verbunden. Daher will die deutsche Regierung deutsche Firmen bei ihrer Rohstoffversorgung künftig mehr in die Verantwortung nehmen.
Zudem soll der Bergbau in europäischen Ländern weiter ausgebaut werden. Doch bevor das sprichwörtliche „Berggeschrey“ wieder anhebt, wird wohl noch einiges an Zeit vergehen. Wie die Grünenpolitikerin Sandra Detzer erklärt, kommen die langen Genehmigungsverfahren nicht von ungefähr. Wegen möglicher schwerer Folgen für die Umwelt spricht die Grüne von einem „Spannungsfeld zwischen Rohstoffsicherung und Ressourcenschutz“. Gründliche Umweltprüfungsverfahren seien daher unerlässlich, die Maßnahmen lassen sich auch „nicht massiv beschleunigen“.
Ein Weg, schneller an produktionskritische Metalle zu kommen, wäre die professionelle Lagerung. So denkt die Regierung über staatliche Lagerung nach. Das Interessante hierbei ist aber, dass nicht nur die Regierung die Möglichkeit hat, auf diese Weise zu helfen, denn auch private Investoren können Metalle kaufen. Bei professionellen Firmen auf dem freien Markt erworben, leisten die Käufer so nicht nur einen Beitrag zur Versorgungssicherheit unserer Industrie, sondern haben zudem die Chance auf attraktive steuerfreie Renditen.