NEWS | 27. September 2024

Kommt jetzt die „Metall-Nato“?

Große, offene Grube-Eisenerz-Mine, die die verschiedenen Schichten von Boden und eisernem Erz zeigt

Gute 4 Tage vor Chinas Exportkontrollen bei Seltenen Erden (mittlerweile sind es nur noch 3) stampfen westliche Nationen ein internationales Finanznetzwerk zur Rohstoffsicherung aus dem Boden. Entwicklungsbanken und Kreditversicherer der Partnerländer sollen mit der Privatwirtschaft ihre Kräfte bündeln, um mit Projekten zur Förderung, Veredlung und zum Recycling kritischer Metalle wie Dysprosiumoxid unabhängiger von einzelnen Ländern wie China zu werden. Spezialisten sprechen von einer „Metall-Nato“.

Alternative Lieferketten bei metallischen Rohstoffen

Mitglieder der Minerals Security Partnership (MSP) haben das neue Finanzierungsnetzwerk im Rahmen der UN-Vollversammlung vorgestellt. Finanzspezialisten sehen darin einen guten Weg, Lieferketten bei metallischen Rohstoffen wie Gallium und Neodymoxid zu diversifizieren. Die MSP, in der auch Deutschland Mitglied ist, hatte sich 2020 als von den USA initiierter Verbund von 14 Staaten und der EU gegründet. Sein Ziel war und ist die Versorgungssicherheit mit für die Energiewende wichtigen Rohstoffen wie Gallium, für die der Staatenbund neue, vom Marktführer China unabhängige, Bezugsquellen sucht. Bisher fördert MSP 10 Projekte, darunter das Seltenerdprojekt Dubbo des australischen Unternehmens Strategic Materials, das 20 Jahre lang Seltene Erden liefern könnte.

Riesige Geldmengen für Bergbau- und Raffinerieprojekte

Erst kürzlich hat die deutsche Regierung einen über eine Milliarde Euro schweren Rohstofffonds aufgelegt. (Wir berichteten)Während dieser mit „nur“ einer Milliarde Euro relativ knapp bestückt war, könnten über das neue internationale Finanznetzwerk riesige Geldmengen in Bergbau- und Raffinerieprojekte fließen. Zwar gibt es noch keine genauen Zahlen, Experten spekulieren jedoch, dass in der gesamten Organisation unglaubliche Summen verfügbar gemacht werden sollen. Laut Bundeswirtschaftsministerium soll das Finanznetzwerk parallel zum Rohstofffonds agieren.

Wichtig trotz Risiko: Explorationsprojekte

Für Deutschland mit an Bord sind die staatliche Förderbank KfW und der Kreditversicherer Euler Hermes vom Allianz-Konzern. Diese könnten selbst entscheiden, ob die Finanzierung eines konkreten Projektes für sie in Frage kommt oder nicht. Dies könnte vor allem jungen Explorations- und Bergbauvorhaben zugutekommen, die beim Rohstofffonds nicht berücksichtigt werden würden.  Denn während Peking schon seit mehreren Jahren weltweit in vielen Staaten wichtige Explorationsprojekte aufgebaut hat, waren der Bundesregierung solche Investitionen oft zu riskant. Ob sich das in nächster Zeit ändert, wird sich zeigen. Und auch bei erfolgreicher Exploration kann es bis zu 15 Jahre dauern, bevor Seltene Erden wie Terbiumoxid gefördert werden können und dem Markt zur Verfügung stehen.  Westliche Staaten haben hier einen immensen Lern- und Nachholbedarf, aber immerhin tut sich etwas.

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