NEWS | July 21, 2023

Haselnüsse zählen sich leichter als Wahlzettel

Allgemeine und Präsidentschaftswahlen in der Türkei 2023. (Türkische Übersetzung auf dem Bild: Präsidentschaftswahlen 2023) Wahlurnen, Kennzeichen der türkischen Flagge und Symbol des Präsidenten.

Die Kreuze auf Stimmzetteln sind manchmal schwer zu zählen, das wissen wir Berliner genauso gut wie die Türken. Wie bei dem Wahldebakel von 2021 in der Bundeshauptstadt witterten viele Wahlbetrug, als Erdoğan am Montag seinen Gegenkandidaten Kılıçdaroğlu bei der Stimmauszählung doch noch überholte. Natürlich können wir nicht überprüfen, ob da alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Unabhängig davon steht aber fest: Das System Erdoğan ist angezählt.

„Der lange Mann“, wie Erdoğan wegen seiner langjährigen Amtszeit oft genannt wird, wackelte bei dieser Wahl so sehr, wie bisher noch nie zuvor bei 20 Jahren an der Spitze seiner Partei. Ein Grund dafür ist mit Sicherheit die hohe Inflation und die schwache Landeswährung Lira. Dadurch geht das Vertrauen von Investoren verloren, was sehr schade ist. Denn die Türkei hat einiges zu bieten, in das es sich zu investieren lohnt.

Jetzt denken viele sicherlich an Haselnüsse. Nicht, weil sie sich im Vergleich zu Wahlzetteln so leicht zählen lassen, sondern weil sie neben Baumwolle einer der von der Türkei am meisten exportierten Rohstoffe sind. Das gleiche gilt aber auch für Metalle und Halbmetalle. In Zentralanatolien wurde vor zwei Jahren das weltweit zweitgrößte Vorkommen Seltener Erden entdeckt. Dessen Umfang wird auf 694 Mio. Tonnen geschätzt. Außerdem gibt es weitere Vorkommen seltener Metalle, wie beispielsweise Gallium.

Zurück zur Wahl. Diese wird in den Medien manchmal als „Schicksalswahl“ bezeichnet, da sich mit ihr angeblich entscheidet, ob sich die Türkei dem Westen anschließt oder sich dem Block um China und Russland zuwendet. In beiden Fällen würde die Entscheidung an Deutschlands Achillesferse kitzeln: Den Lieferketten. Im ersten Fall wäre die Türkei mit europäischen Systemrivalen verbündet, was unweigerlich zu politischen Spannungen führen würde. Aber auch wenn sich die Türkei weg vom Präsidialsystem unter Erdoğan hin zur parlamentarischen Demokratie entwickeln sollte, bestehen weiterhin politische Risiken. Denn noch ist unsicher, wie der neue Staatsführer zu dem verbrecherischen Assad-Regime in Syrien steht. Sollte Kılıçdaroğlu freundliche Beziehungen mit einem der grausamsten Diktatoren weltweit unterhalten, würde der Westen sicher nicht tatenlos zusehen. Und wohin wechselseitige Sanktionen führen können, wissen wir spätestens seit der Gas-Krise zu Beginn des Ukraine-Krieges.

Fazit: Möglicherweise kann die Türkei einen Beitrag zu von China unabhängigen Lieferketten leisten. Letztlich können wir aber nicht vorhersagen, wie es nach der türkischen Wahl weitergeht. Gerade weil aber niemand die Zukunft kennt, ist es das Beste, gut vorbereitet zu sein. Eine ausgezeichnete Möglichkeit dazu ist eine steuerfreie Investition in Seltene Erden und Metalle wie Gallium.