Anfang April verschärft China die Exportkontrollen auf sieben schwere Seltene Erden – mit unmittelbaren Auswirkungen: Europäische Industrieunternehmen, vor allem in der Halbleiter-, Auto- und Luftfahrtbranche, erhalten keine Lieferung mehr. Auch bestehende Verträge bieten keinen Schutz. Die Folge: erste Produktionsausfälle nach Ostern.
Die chinesischen Zollbehörden sind überfordert – und auch Metalle, die nicht von den neuen Kontrollen betroffen sind, werden vorübergehend nicht ausgeliefert. Es gibt keine sofortigen Alternativen. Die Abhängigkeit Europas wird in aller Härte sichtbar.
China dreht den Hahn zu
Handelskrieg ohne Bremse
Die Konfrontation zwischen China und den USA spitzt sich weiter zu. Gespräche? Fehlanzeige. Stattdessen Zölle, Drohgebärden und geopolitische Muskelspiele. Europa wird zwischen den Fronten zerrieben – wirtschaftlich wie strategisch.
Der neue Bundeskanzler täte gut daran, gleich nach seinem Amtsantritt zuerst nach China zu reisen und danach in die USA – statt wie sonst umgekehrt. Wer jetzt nicht handelt, wird abgehängt.
Halbherzigkeit im Koalitionsvertrag
Der neue Koalitionsvertrag widmet dem Thema „kritische Rohstoffe“ ein eigenes Kapitel – allerdings ein überraschend kurzes. Zwar sollen europaweit Projekte zur Gewinnung und Weiterverarbeitung unterstützt werden, darunter auch zwei in Deutschland. Der Rohstofffonds wird aufgestockt. Doch der politische Gestaltungswille bleibt hinter der geopolitischen Realität zurück. Symbolpolitik statt Substanz.
Staatlicher Zugriff: Das Vermögensregister kommt
Neben dem Rohstoffabschnitt enthält der Koalitionsvertrag eine weitere Brisanz: das geplante Vermögensregister. Die Regierung prüft potenzielle Zugriffsmöglichkeiten auf Kunst, Gold, Geld und Aktien. Technologiemetalle und Seltene Erden sind zwar (noch) nicht betroffen – doch der Staat weitet seine Zugriffsrechte auf das Eigentum seiner Bürger aus. Für viele ein ernstzunehmendes Warnsignal.
Trump-Effekt: Kapitalflucht ins Reale
Donald Trumps zweite Amtszeit bringt massive Volatilität. Der Dollar verliert, US-Staatsanleihen stürzen, Gold durchbricht die 3.200-Dollar-Marke. Rohstoffe gelten plötzlich wieder als sicherer Hafen. Die Märkte reagieren auf einen Präsidenten, der offen mit der Abwertung des Dollars spielt – und internationale Kapitalströme erschüttert.
Chinas „nukleare Option“: Staatsanleihen als Waffe
Die vielleicht gefährlichste Drohung Chinas: der großflächige Verkauf von US-Staatsanleihen. Ein solcher Schritt würde US-Zinsen in die Höhe treiben, den Haushalt belasten und die Wirtschaft abwürgen. Die Machtverschiebung ist greifbar. Und die Lektion lautet: Wer seine Versorgung und Finanzierung in fremde Hände legt, verliert die Kontrolle.
Stimme in der Öffentlichkeit
Im Handelsblatt und im WDR 5 Wirtschaftsmagazin Profit durfte ich die Entwicklungen aus Sicht des Rohstoffhandels einordnen. Die Einschätzungen fanden Gehör – denn das Thema ist endgültig im Hier und Jetzt angekommen. Was früher als geopolitische Theorie galt, betrifft heute direkt unsere Industrie, unsere Lieferketten, unseren Wohlstand.
Ausblick auf Mai
Im Mai erwarten wir keine Entspannung – im Gegenteil. Weitere Exporthürden, politische Reibungen und ein wachsender Handlungsdruck auf europäische Akteure zeichnen sich ab. Die Industrie beginnt zu realisieren, dass Abhängigkeit nicht nur ein langfristiges Risiko, sondern ein akutes Problem ist. Gleichzeitig steigen die Anfragen nach Lageraufbau, Diversifikation und Preissicherung spürbar an.
Für viele beginnt jetzt der Wettlauf um Rohstoffe. Wer zu spät kommt, bleibt auf der Strecke.